Page 15 - Leseprobe Buch Bevaterung
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Der schwache Vater 15
nur oberflächliches Verhältnis zu ihm. Sie nehmen sich vielleicht
vor, dies bei den eigenen Kindern zu ändern, aber wenn es so weit
ist, dann sind sie sehr verunsichert und haben keine Vorstellung
davon, wie sie ihre Kinder bevatern können. Sie verbringen zwar
Zeit mit den eigenen Kindern, versorgen sie und spielen mit ihnen,
aber das macht noch keine Vaterrolle aus. Ihnen fehlt ein Vorbild
für die Bevaterung der Kinder, denn sie selbst wurden meist nur
bemuttert und zu wenig oder gar nicht bevatert. Bezeichnender-
weise gibt es das Wort „Bevaterung“ in der deutschen Sprache
auch gar nicht. Die meisten Väter, die ich erlebt habe, sind verun-
sichert. Sie kopieren die Bemutterung, die sie selbst als Kinder
erlebten, oder das Verhalten ihrer Partnerin im Umgang mit den
Kindern. Doch die meisten Männer spüren, dass dies nicht der
Vaterrolle entspricht. Entsprechend unwohl fühlen sie sich in ihrer
Haut, wenn sie mit sanftem Singsang reden und ihre Kinder mit
Samthandschuhen anfassen: stets freundlich, kommunikativ und
pädagogisch korrekt. Sie unterdrücken ihre eigene Männlichkeit,
die sie oft selbst nicht gefunden haben, und zeigen sich den Kin-
dern als kastriertes Neutrum und nicht als Mann. Männlicher
Spaß, Wildheit und Ausgelassensein mit den Kindern sehen eben
anders aus als pädagogisch wertvolles Spielen.
Doch wie füllt man die Vaterrolle richtig aus? Wie bleibt man
Mann, sogar im Umgang mit Neugeborenen? Was macht eine
maskuline Erziehung aus? Auf diese Fragen gebe ich konkrete Ant-
worten – wie du es vielleicht aus anderen Büchern von mir gewohnt
bist in männlichem Klartext. Dieses Buch will Vätern zeigen, wie sie
sich vom Einfluss ihrer Mutter lösen, von ihrer Partnerin emanzi-
pieren und endlich Mann werden – auch in der Vaterrolle!
Der schwache Vater
Väter haben keinen guten Stand und noch schlechteres Ansehen
in unserer Gesellschaft. Den „autoritären Vater“, der mit Ent-
schlusskraft die führende Rolle in der Familie einnahm, hat man
mittlerweile erfolgreich entsorgt. In der Werbung, in Zeitschriften
und Filmen sieht man immer mehr Familien ohne Vater. Dort wird
das Bild einer Familie entworfen, die auch ohne einen Vater kom-
plett ist. Im Anhang habe ich zahlreiche Beispiele dafür zu-
sammengetragen. In Familien mit Vater wird dieser meistens als