Page 12 - Leseprobe Buch Bevaterung
P. 12
12 Einleitung
ihre Mutter. Das gilt auch für ihre geschlechtliche Identität und
ihre Beziehungsfähigkeit.
Erziehung wird in unserer Welt immer femininer – es fehlt
immer mehr die männliche Komponente. Der fehlende Vater, feh-
lende männliche Bezugspersonen und Vorbilder sind das eine. Das
andere ist unser Erziehungssystem. Es ist fest in weiblicher Hand:
In deutschen Kindertagesstätten gibt es 2,4 Prozent Erzieher.
Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Auf einen Erzieher kommen also über 40 weibliche Kolleginnen!
Auch die Grundschule ist eine Domäne der Frauen – der Anteil der
Lehrer liegt dort bei unter 10 Prozent. So viel zum Thema Gleich-
berechtigung. Tendenziell sind männliche Erziehungsautoritäten
weiter auf dem Rückzug. Und inwieweit diese Erzieher und Lehrer
ihre Männlichkeit leben und maskuline Werte, Inhalte und Erzie-
hungsstile im Frauenkollegium durchsetzen, wage ich zu bezwei-
feln. Denn sie sind in einer von Frauen dominierten Welt meist
recht verloren und müssen sich anpassen.
Was bedeutet dies für die Kinder? Besonders Jungen leiden
enorm unter einer extrem einseitigen weiblichen Erziehung. Um
das deutlich zu machen, stelle man sich einmal einen von den
etwa 700.000 Jungen in Deutschland vor, die ohne Vater aufwach-
sen. Nur einer von 40 verbringt wenigstens im Kindergarten etwas
Zeit mit einem Mann, weniger als ein Zehntel von ihnen hat in der
Grundschule eine männliche Bezugsperson. Über 600.000 Jun-
gen verbringen in Deutschland ihre ersten zehn Lebensjahre ohne
eine männliche Bezugsperson!
Ich behaupte, dass speziell Jungen durch unser Schulsystem
ihrer Männlichkeit beraubt werden und alles Maskuline abtrainiert
wird: Bewegungsdrang, Wildheit, Abenteuerlust, Mut, Konfliktfä-
higkeit, Kreativität, handwerkliches Geschick, Kampfgeist, Durch-
haltevermögen, Gefahrensuche und Entdeckergeist werden unter-
drückt und oft sogar bestraft. Aggression, in positiver Weise gelebt
notwendig für die Entwicklung der eigenen Männlichkeit wird
aberzogen, weil vor allem Frauen oft nicht damit umgehen kön-
nen. Die Jungen sind die Leidtragenden dieser einseitigen femini-
nen Erziehung, wenn sie den ganzen Tag still sitzen, ruhig, kom-
munikativ und brav sein müssen. Zahlreiche teils gravierende Ver-
haltensauffälligkeiten, Krankheiten und Persönlichkeitsstörungen